Wie man einen Blog beginnt, indem man schreibt, wie man einen Blog beginnen sollte

Kategorien Editorial

 

Dieser Text gibt eine mögliche Antwort darauf, mit welcher Art von Beitrag man am besten den ersten, eigenen Blog beginnen sollte. Die Überschrift sollte zuerst lauten: „Als ich mich zusammensetzte“, wurde aber wegen unberechtigtem Pathos und Auto-Übergriffigkeit verworfen. Der Verfasser weiß durchaus um die Unmengen verschiedener Beispiele, Meinungen und Vorbilder zur Eingangsfrage, sieht es aber überhaupt nicht ein, darauf einzugehen. Es würde ihn langweilen.

Außerdem hat er sich vorgenommen, ihm relevant erscheinende Themenfelder von jetzt an besser selbst zu ergründen. Weil er nämlich einen immer stärkeren Drang verspürt, die Fetzen, die alltäglich in sein inneres Archiv finden, zu etwas Ganzem und Schönem zusammenzusetzen – zu einer Erkenntnis oder wenigstens einem Zugang. Er meint, dass er sich durch sein bisheriges Denken und Tun einen inneren Ort erbaut hat, der nicht mehr nur ihm alleine gehören sollte. Dieser Ort sei ein Übergang, eine Art Checkpoint der Wahrnehmungswelten und hätte viel Platz. Man könne diesen Ort außerdem gemeinsam ausbauen, er sei keine spirituelle Konstruktion sondern ganz real, konkret und uralt. Da ist so viel, von dem er erzählen, so viel, was er teilen und so viel mehr, was er vorstellbar machen will. Hier und da, in unterschiedlichen Metiers, macht er das schon. Aber er muss irgendwie, irgendwo die losen Enden verbinden und das Zerfetzen beenden. Damit ihm nichts verloren geht, damit er diesen wachsenden, inneren Ort auch morgen noch durchwandern kann, ohne sich zu verirren.

Der Schreiber hat sich mehrmals sagen lassen, dass so ein Blog doch genau das richtige für ihn sei, da könne er schreiben und walten, wie er wolle und er müsse – so sendungsbewusst, wie er doch meistens sei – keine Referate mehr halten, wenn man ihn frage „Wie geht´s?“ oder „Was machste denn so gerade?“ oder „Und? Was macht die Liebe?“. Der Autor hofft, dass er damit nicht nur sich selbst etwas Gutes tun wird. Also muss er so schnell wie möglich damit beginnen. Jetzt. Aber wo anfangen? Die warmen und fürsorglichen Stimmen um ihn herum waren da bisher leider keine Hilfe – weil sie so warm und fürsorglich sind. Die sagen dann sowas, wie „Du musst einfach nur anfangen, nicht nachdenken, einfach anfangen.“ oder „Du musst dich einfach nur fragen: was will ich wirklich?“. Vielen Dank auch, er liebt Euch aber das führt ihn hier nicht weiter. Ihr helft ihm generell natürlich immer weiter, er hoffentlich auch Euch. Aber Freunde hin, Freunde her – wohlfeil bleibt wohlfeil. Er weiss ja längst, was er „wirklich“ will – viel zu viel: Frieden in sich und um ihn herum, das Gefühl von Ganzheit durch (nicht trotz) Multimedialität, Liebe über die Grenzen von Raum und Zeit hinaus, Zugang zum Kollektiven Unterbewusstsein. Das Übliche eben – und vieles mehr.

Also dachte er sich: „Fuck you! Ich beginne mit der spontanen, vorgeschoben normativen Beantwortung der Frage, wie „man“ seinen Blog beginnen „sollte“. So schaffe ich gleich zu Anfang vermeintliche Dringlichkeit und einen gewissen Mehrwert, denn Texte sollten immer Mehrwert haben. „Das kann man aber nicht einfach so allgemein sagen, finde ich.“, höre ich es schon wieder von ungefragter Stelle entgegnen und antworte: „Ach ja?! Dann fuck you too! Habe bitte woanders Pech beim Denken und geh mir aus der Sonne! Vorher möchte ich Dir aber trotzdem noch danken, denn Du hast mich an einen weiteren, sehr guten Grund erinnert, warum dieser Blog her muss!“.

Und so beendet der Verfasser nun seinen ersten, offiziellen Eintrag mit dem guten Gefühl, nicht „einfach irgendwie“ begonnen, sondern den Beginn beschrieben zu haben und kann jetzt endlich durchatmen – denn er findet, er hat den Anfang in Würde gemeistert. Ein großer Schritt für ihn, ein kleiner für die Menschheit, sagt er sich. Eigentlich wollte er schreiben „Ein großer Schritt für mich, ein kleiner für die Menschheit – noch!“ Das jedoch wäre dann wiederum unangenehm pathetisch und übergriffig gewesen und sollte nur in Beiträgen passieren, in denen der Autor über sich in der Dritten Person schreibt. Soeben hat er allerdings entschieden, dass dies nur dem allerersten Beitrag vorbehalten sein wird, weil er ahnt, dadurch zugänglicher und sympathischer zu wirken, obwohl er es natürlich nicht nötig hätte, darauf zu achten.

Schlussendlich gibt der Verfasser noch die Entscheidung bekannt, Euch interessierte Leserinnen und Leser fortan als Schwestern und Brüder, privilegierte Bekannte und/oder sympathisierende Mitmenschen zu begreifen. Sagen Sie ruhig auch „Du“ zu mir!

 

Im Auftrag:

André Leipold

 

Demnächst:

Im nächsten Beitrag werde ich einen Überblick darüber geben, was man hier so zu erwarten hat und was man schon finden kann.

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